Zwar versäumen Politiker keine Gelegenheit, selbstlobend hervorzuheben, dass mit dem Mindestlohngesetz “Generation Praktikum beendet” sei. Doch stimmt das? Gehören mit einem Mindeststundenlohn von 8,50 Euro brutto die typischen Niedriglohn-Karrieren, sich von Praktikum zu Praktikum hangelnder Jungakademiker, tatsächlich der Vergangenheit an? Ja und Nein! In vielen Fällen verzichten Firmen leider auf Praktikantenstellen über eine Dauer von drei Monaten, weil sie ab dem vierten Monat ja einen Mindeststundenlohn von zZ. 8,50 Euro bezahlen müssten. Sie wandeln auch ehemalige Praktikantenstellen nicht in reguläre Jobs um. Aber es gibt auch Unternehmen, die sich nicht haben abschrecken lassen vom neuen Mindestlohn: Denn selbst bei einem Mindeststundenlohn in Höhe von 8,50 Euro brutto kaufen Arbeitgeber hochqualifizierte Jungakademiker relativ günstig ein. Dennoch: Der Trend ist, dass zwar die Anzahl der Praktikantenplätze nicht nennenswert geschrumpft ist, jedoch die Praktika-Dauer. So betrachtet, gibt das neue Mindestlohngesetz kaum Grund zum Feiern.
Fordere, was Du wert bist! – 8,50 Euro Mindeststundenlohn sind nicht genug
Junge Akademiker dürfen häufig also weiterhin entweder in qualifizierten Positionen weiterhin zu Dumping-Löhnen die durch unbesetzte oder wegrationalisierte Planstellen liegengebliebene Arbeiten verrichten, oder sie finden gar keine adäquate Praktikantenstelle über eine Dauer von drei Monaten.
Natürlich leuchtet ein, dass man mit Pflichtpraktika nicht reich werden muss, so Martin Schachmann in „Studenten-Jobtipps“ und, wenn es nicht einreißt, auch mal für Low ordentlich ranklotzt. Doch wenn du dauerhaft oder immer wieder neu als Praktikant oder Billig-Vertretung anstelle hochqualifizierter Mitarbeiter gehalten wirst, sind Mindeststundenlöhne in Höhe von 8,50 Euro brutto einfach ein Hohn. 10, 12, 14 Euro und mehr pro Stunde sollten Dauerpraktikanten, Werkstudenten und Hiwis den Arbeitgebern schon wert sein. Das gilt insbesondere für höhere akademische Semester und Absolventen mit Master- und/ oder Promotions-Ambitionen.
Jungakademiker sind nun mal die leistungsfähigste Jobber-Gruppe: hochflexibel, flink und kompetent. Sie können sich zumeist rasch in komplexe Sachverhalte einklinken und sind multimedial vielfach routiniert.
Werkstudenten ersparen Arbeitgebern zudem einen Batzen Sozialversicherungsabgaben. Billiger geht’s doch nicht oder? Daher: Studentenjobber und Werkstudenten sind auf dem Arbeitsmarkt unverzichtbar und sehr begehrt. Deswegen Martin Schachmanns Rat: Fordere, was du wert bist! Natürlich hast Du damit nicht immer Erfolg, aber, wenn Du es erst gar nicht versuchst, hast du von Anfang an die Arschkarte beim Lohnpoker!, schreibt Schachmann weiter.
Passende Tipps, wie du das machen kannst und Dich wacker durch den Jobber-, Werkstudenten- und Praktika-Dschungel in Zeiten von Mindestlohn schlägst, findest Du reichlich in Martin Schachmanns soeben in zweiter, überarbeiteten und erweiterten Auflage erschienenem Werk: Studentenjobs. Nebenverdiensttipps für Studium, Semesterferien, Praktikum, Werkstudenten, HIWIS mit vielen Jobideen (Kindle-eBook, 250 Seiten, € 2,99)