Hessischer Gründungsreport – Rückläufige Gründerzahlen

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28. Oktober 2019 – Die Zahl der Unternehmensgründungen in Hessen ist rückläufig. Im Jahr 2018 wurden 1.373 Unternehmen weniger gegründet als im Jahr zuvor. Weil gleichzeitig auch die Gewerbeabmeldungen abnahmen, konnte Hessen 2018 dennoch einen positiven Gründungssaldo ausweisen. Die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt wirkt sich damit weiterhin dämpfend auf die Zahl der Unternehmensgründungen aus. Das berichten der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) und die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern in ihrem gemeinsamen Gründerreport 2019.
2018 wurden 58.880 Gewerbe in Hessen angemeldet. Das Gründungsgeschehen konzentriert sich vor allem auf Ballungszentren und Städte. Die Gründungsintensität (Gewerbeneuerrichtungen je 1.000 Einwohner) ist mit einem Wert von 10,32 im IHK-Bezirk Offenbach am höchsten. Auf Rang 2 und 3 folgen Frankfurt und Wiesbaden. IHK-Bezirke mit höherem Anteil an ländlich geprägtem Raum verzeichnen dagegen eine niedrigere Gründungsintensität.

„Die Gründungsintensität im ländlichen Raum ist noch ausbaufähig. Das zeigt, welch enormes Potenzial Hessen hier noch hat“, hält Eberhard Flammer, Präsident des HIHK fest. „Der flächendeckende Ausbau leistungsfähiger digitaler Infrastrukturen wie Glasfaser und 5G kann hier wie ein Verstärker für Existenzgründungen wirken. So können wir Unternehmertum auch außerhalb der Ballungsräume in Hessen fördern“, so Flammer.

Die meisten Gewerbeanmeldungen gab es 2018 in den Bereichen wissensintensive Dienstleistungen, Handel bzw. Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen sowie im Baugewerbe. Menschen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit sowie mit Migrationshintergrund zeigen sich weiterhin als besonders gründungsfreudig. 32,5 % der Gründerinnen und Gründer von Einzelunternehmen haben eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. Das ist überproportional zu ihrem Bevölkerungsanteil. Nur gut ein Drittel der Einzelunternehmen werden von Frauen gegründet.

Als weitere Herausforderung der kommenden Jahre bewerten IHKs und HwKs die Sicherung der Unternehmensnachfolge. Immer weniger Gründungs- und Übernahmeinteressierte stünden einer wachsenden Zahl an aus Altersgründen übergabereifen Unternehmen gegenüber. Diese Entwicklung schwäche den Wirtschaftsstandort Hessen. Entscheidend sei es daher, das Gründen oder Übernehmen von Unternehmen attraktiver und einfacher zu gestalten. Dazu gehöre es auch, Frauen verstärkt für Existenzgründungen zu gewinnen, die Vereinbarkeit von Familie und Selbstständigkeit zu verbessern und das Thema Unternehmertum nachhaltig im Schulunterricht zu verankern.

„Die Politik kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass Jungunternehmer Erfolgsgeschichten schreiben“, sagt Heinrich Gringel, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern. „Gerade Existenzgründer würden von einer einfacheren Besteuerung und Antragstellung zur öffentlichen Förderung profitieren“, formuliert Gringel die Erwartungen in Richtung Politik.

Trotz der insgesamt niedrigen Zahlen an Unternehmensgründungen bleiben die Serviceangebote der IHKs sowie der HwKs in Hessen stark nachgefragt: Die hessischen IHKs und HWKs haben rund 17.500 Informations- und Beratungsgespräche geführt und verzeichneten etwa 13.000 Veranstaltungsteilnehmer. Zusätzlich gaben die Kammern circa 660 Stellungnahmen zur Gründungsunterstützung ab. Mit der Gründungswerkstatt Hessen, einem kostenlosen Online-Tool zur Information, Qualifizierung und Beratung, unterstützen IHKs und HWKs Gründerinnen und Gründer bei der strukturierten Erstellung ihres Geschäftskonzeptes. Während des gesamten Gründungsprozesses stehen die Berater der IHKs und HWKs kostenfrei zur Seite. 2018 konnte die Gründungswerkstatt Hessen rund 700 neue Registrierungen verzeichnen. Die Website wurde 1,6 Mio. Mal von rund 62.000 unterschiedlichen Besuchern aufgerufen.

(IHK Frankfurt)